Ich sitze auf dem Sofa, der Fernseher läuft, die Hunde schnarchen – und irgendwie gehört etwas zum Knabbern einfach dazu.
Ein Stück Schokolade, vielleicht zwei. Manchmal auch drei. Es ist kein unkontrolliertes Stopfen, eher ein Ritual. Ein kleiner Genussmoment.
Und trotzdem frage ich mich manchmal: Brauche ich das wirklich – oder will ich’s nur, weil mein Gehirn es will?
Ich meine, ich könnte ja auch einfach nichts essen.
Aber ganz ehrlich: Ohne etwas Süsses fühlt sich der Abend irgendwie… unvollständig an.
Und dann wäre da noch das Rauchen. Seit Jahren begleitet es mich – mal mehr, mal weniger. Ich habe aufgehört, wieder angefangen, aufgehört.
Ein ewiger Tanz zwischen Kontrolle und Verlangen.
🧠 Das ADHS-Gehirn und seine Suche nach Dopamin
Wenn man ADHS hat, ist man im Grunde ein kleiner Dopamin-Junkie.
Unser Gehirn arbeitet etwas anders – es produziert weniger Dopamin, also den Botenstoff, der für Motivation, Freude und Belohnung zuständig ist.
Und was passiert, wenn’s davon zu wenig gibt?
Wir suchen nach Wegen, diesen „Kick“ künstlich herzustellen.
Für die einen ist es Zucker.
Für andere das Handy, Social Media, Rauchen, Kaffee, Online-Shopping oder ständiges Neues-Anfangen.
All diese Dinge haben eines gemeinsam: Sie geben uns kurzzeitig das Gefühl von Ruhe, Fokus oder Zufriedenheit.
Aber sobald der Effekt nachlässt, kommt das Verlangen zurück.
🍫 Genuss oder Gewohnheit?
Ich frage mich oft, wo die Grenze verläuft – zwischen Genuss und Gewohnheit.
Ich stopfe die Schokolade ja nicht einfach in mich hinein. Ich geniesse sie.
Sie macht den Fernsehabend irgendwie „rund“.
Und gleichzeitig weiss ich, dass mein Gehirn genau das will: diesen kleinen Moment der Belohnung.
Dasselbe gilt fürs Rauchen.
Es ist selten die Zigarette an sich, sondern das Gefühl davor und danach – dieser Moment von „Jetzt ist alles gut.“
Ein winziger Augenblick von Ruhe im Kopfchaos.
💭 Wenn Sucht zur Strategie wird
Ich glaube, viele von uns mit ADHS haben irgendwann gelernt, sich so selbst zu regulieren.
Unsere kleinen „Süchte“ sind keine Charakterschwächen, sondern Versuche, Gefühle, Reize und Stress in den Griff zu bekommen.
Sie sind Kompensationsstrategien – vielleicht nicht die gesündesten, aber eben Strategien.
Und manchmal funktionieren sie.
Bis sie es nicht mehr tun.
🌿 Was mir hilft (manchmal zumindest)
Ich bin keine Expertin für Sucht, aber ich bin Expertin für mich.
Und ich merke: Wenn ich bewusst wahrnehme, warum ich gerade etwas will, verändert sich vieles.
Manchmal frage ich mich:
– Brauche ich das wirklich – oder will ich nur ein gutes Gefühl?
– Bin ich gelangweilt, gestresst oder überfordert?
– Was würde mir gerade sonst guttun?
Und manchmal… esse ich einfach das Stück Schokolade. Weil es gut tut.
Nicht als Flucht, sondern als Moment von Genuss – ohne schlechtes Gewissen.
💛 Mein Fazit
Ich glaube nicht, dass es bei ADHS nur um „Sucht“ geht.
Es geht um die Sehnsucht nach Balance.
Nach Momenten, in denen das Gedankenkarussell kurz stillsteht und alles einfach… leicht ist.
Und vielleicht ist das gar nichts Schlechtes.
Vielleicht ist es einfach unser Weg, durchs Leben zu tanzen – zwischen Impuls und Bewusstsein, zwischen Bedürfnis und Genuss.
Manchmal mit Schokolade, manchmal mit Kaffee, und hoffentlich irgendwann mit etwas weniger Rauch. 😉
💬 Wie geht’s dir damit?
Kennst du dieses Gefühl, immer etwas zu brauchen, um „rund“ zu sein – sei es Zucker, Serien, Shoppen oder Scrollen?
Schreib mir gern in die Kommentare. Vielleicht erkennen wir uns ja gegenseitig wieder – irgendwo zwischen Genuss und Gewohnheit.


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