Kopfchaos

ADHS im Alltag – mit Hirn, Herz und Hoppalas


„Ich mach das später… ganz bestimmt!“ – Warum Aufschieben bei ADHS zum Alltag gehört (und was daran eigentlich so anstrengend ist)

Zu heiss zum putzen...kreatives Aufschieben

Heute wollte ich die Wohnung putzen.

Wirklich. Ich war fest entschlossen.

Aber dann hab ich gemerkt, dass es viel zu heiss ist. Und ausserdem: Wer putzt schon bei 30 Grad freiwillig Böden?

Dann hab ich gedacht, ich könnte ja nachher anfangen. Oder später. Oder vielleicht morgen – ganz früh. Da ist es noch kühl.

Willkommen in meinem Kopf. Willkommen in meinem Alltag mit ADHS.

Ich bin Meisterin im Aufschieben.

Und ich rede hier nicht von „ach, das mach ich später“-Kleinigkeiten. Ich meine: Steuererklärung auf den letzten Drücker. Arzttermine verschieben, bis es wirklich weh tut. Und ja – sogar Dinge, die ich eigentlich gerne mache (wie diesen Blog schreiben!), wandern erstmal auf die innere Warteliste.

Und das Schlimme daran? Ich weiss es. Ich weiss, dass ich es wieder aufschiebe.

Und trotzdem komm ich nicht ins Tun.

Warum ist das so?

ADHS hat viel mit Motivation, Reizverarbeitung und Emotionsregulation zu tun.

Unser Gehirn liebt sofortige Belohnung – aber der Putzeffekt kommt halt erst nachher.

Dazu kommt: Aufgaben, die langweilig, zu gross oder unklar sind, werden vom Gehirn schnell als „bedrohlich“ abgespeichert. Klingt übertrieben? Ist aber genau so.

Und dann beginnt der Teufelskreis:

📍 Ich will etwas erledigen.

📍 Mein Gehirn rebelliert.

📍 Ich finde Ausreden (Kreativität deluxe).

📍 Ich fühle mich schuldig.

📍 Ich schiebe es noch länger auf.

📍 Ich fühle mich noch schlechter.

Na toll.

Aber weisst du was?

Es gibt auch eine andere Sicht.

Das Aufschieben ist kein Ausdruck von Faulheit. Es ist eine Schutzreaktion. Mein Gehirn versucht, mich zu überfordern, bevor ich überfordert bin.

Und manchmal ist es auch einfach ok.

Heute zum Beispiel: Es ist heiss. Ich bin müde. Ich hab genug andere Dinge gemacht.

Morgen ist auch noch ein Tag.

Was mir manchmal hilft (nicht immer, aber hey):

🧩 Aufgaben in winzige Teile aufteilen – nicht „Wohnung putzen“, sondern „Tisch abwischen“.

⏳ Timer stellen – 5 Minuten sind besser als nichts.

🎵 Musik, Hörbuch, Podcast – als Dopamin-Booster.

📃 Liste schreiben und Häkchen setzen – juhuu, Belohnung!

💛 Selbstmitgefühl. Weil ich so bin. Und weil das okay ist.

Fazit?

Ich bin nicht faul. Ich bin nicht undiszipliniert. Ich bin neurodivergent.

Und mein Gehirn braucht manchmal etwas länger, um in die Gänge zu kommen.

Dafür ist es schnell, wenn’s drauf ankommt. Spontan. Kreativ. Und ziemlich lustig, wenn’s Ausreden erfindet.

Also: Heute hab ich nicht geputzt.

Aber ich hab diesen Text geschrieben.

Und das ist doch auch was.



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