Manchmal frage ich mich, ob ich nicht heimlich mit einem eingebauten Verstärker für Gefühle auf die Welt gekommen bin. Während andere Menschen etwas sehen, hören oder erleben und mit einem leisen „ach ja“ reagieren, ist bei mir schon das volle Orchester unterwegs – inklusive Pauken, Trompeten und einem Chor, der dramatisch den Höhepunkt ankündigt.
Trauriges im TV?
Da sitze ich also abends gemütlich auf dem Sofa, will eigentlich entspannen – und plötzlich läuft eine Szene, in der jemand Abschied nehmen muss oder ein Tier leidet. Zack, bin ich mittendrin, die Tränen laufen, als wäre es meine eigene Geschichte. Mein Mann schaut mich dann manchmal etwas verdutzt an, während ich schon nach dem Taschentuch greife. Für mich ist es aber normal: Gefühle sind einfach sofort da, ungefiltert, und sie fühlen sich so echt an, dass ich nicht anders kann, als sie rauszulassen.
Frust in der Küche
Genauso intensiv sind aber auch die anderen Gefühle. Beim Backen zum Beispiel. Ich liebe es, Teig zu kneten, Düfte in der Küche zu haben und am Ende ein schönes Resultat vor mir stehen zu sehen. Aber wehe, das Resultat sieht anders aus, als es sollte. Dann kann es passieren, dass ich mit einem genervten „Na super!“ den Teigschaber etwas lauter als geplant ins Spülbecken werfe. Der Frust will raus – und er kommt raus. Schnell, heftig, direkt.
Freude in XXL
Zum Glück gilt das Ganze aber nicht nur für Traurigkeit oder Frust. Auch Freude, Begeisterung und Glück sind bei mir im XXL-Format. Wenn mir etwas richtig gefällt, dann strahle ich, dann sprudeln die Ideen, dann kann ich mich mitreissen lassen wie ein Kind auf dem Jahrmarkt. Und das ist ehrlich gesagt ziemlich schön.
Und was mache ich damit?
Intensiv fühlen ist bunt – aber manchmal eben auch herausfordernd. Deshalb habe ich mir im Laufe der Zeit ein paar kleine Tricks angeeignet, die mir helfen, nicht im Gefühlssturm unterzugehen:
🗣️ Gefühle benennen
Wenn ich mir sage: „Ich bin gerade traurig / wütend / glücklich“, dann ist das wie ein Etikett. Das Gefühl wird greifbarer und etwas weniger überwältigend.
⏸️ Mini-Pausen einbauen
Wenn’s überkocht: kurz aufstehen, Fenster öffnen, ein Glas Wasser trinken. Diese kleinen Unterbrechungen wirken wie ein Reset.
🎨 Gefühle kreativ kanalisieren
Schreiben, malen, tanzen, Musik hören – so wird aus „zu viel“ oft etwas Schönes. Viele meiner Blogtexte entstehen genau in solchen Momenten.
🏃♀️ Den Körper nutzen
Grosse Gefühle brauchen Bewegung. Ein Spaziergang mit den Hunden, ein paar Sprünge auf dem Trampolin oder einfach durchs Wohnzimmer hüpfen – das bringt die Energie vom Kopf in den Körper.
💛 Selbstmitgefühl üben
Früher habe ich mich geschämt für meine Heftigkeit. Heute sage ich mir: „Ich darf so fühlen. Das gehört zu mir.“
🎉 Freude teilen
Nicht nur die „schwierigen“ Emotionen rauslassen – auch Glück und Begeisterung, ein Lachen. Sie stecken an und machen das Leben bunter.
Mein Fazit
Ja, meine Gefühle sind manchmal wie ein Wasserkocher: Sie fangen leise an zu blubbern, und ehe ich mich versehe, brodeln sie schon über. Aber genau das macht mich zu dem Menschen, der ich bin. Intensiv, empfindsam, leidenschaftlich. Und auch wenn es manchmal anstrengend ist – ich möchte es nicht missen.


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