Nächstes Wochenende findet in
Interlaken wieder das Greenfield Festival statt – 20 Jahre geballter Rock,
Metal, Schweiss und Gänsehaut. Drei Tage lang schreit sich die Masse die Seele
aus dem Leib, springt, tanzt, lebt. Und obwohl sich das Event inzwischen
etabliert hat, ist es noch immer ein Gegenentwurf zum glattgebügelten
Mainstream. Vielleicht liebe ich es gerade deshalb so.
Denn: Ich wollte nie dazugehören.
Ich wollte nie die Norm sein, nie das,
was alle sind, nie das, was man „gesellschaftlich erwartet“. Und lange dachte
ich, das wäre pure Rebellion – ein pubertärer Trotz, der mir einfach geblieben
ist. Aber heute weiss ich: Mein ADHS spielt dabei eine viel grössere Rolle, als
ich damals ahnte.
Anders sein liegt in meiner DNA
Schon als Kind habe ich gespürt, dass
ich irgendwie nicht reinpasse. Während andere Kinder still auf ihren Plätzen sassen,
träumte ich mich aus dem Fenster in andere Welten. Ich war laut, neugierig,
chaotisch. Ich stellte zu viele Fragen, verlor ständig meine Sachen, fing Dinge
an und vergass sie wieder. Ich war kreativ, aber auch unberechenbar. Und
irgendwann wurde mir klar: Ich bin anders.
Mit ADHS bedeutet „anders“ zu sein
aber oft auch, sich fehl am Platz zu fühlen. In der Schule, im Beruf, in
Freundeskreisen. Du willst dazugehören, aber deine Art zu denken, zu fühlen, zu
funktionieren ist einfach nicht kompatibel mit der Norm. Und wenn du es dann
doch versuchst – dich anzupassen, zu funktionieren, „normal“ zu sein – kostet
das so viel Energie, dass du dich am Ende selbst verlierst.
„Normal“ hat mich nie gerettet
Ich habe es probiert. Mehrmals. Mich
„normal“ verhalten. Ordnung halten. Termine einhalten. Smalltalk führen, obwohl
mein Kopf gleichzeitig eine Gedanken-Polonaise veranstaltet. Ich habe versucht,
mich zu verbiegen, weil ich dachte, dass ich dann „richtig“ bin. Spoiler: Es
hat nicht funktioniert. Und vor allem – es hat mich nicht glücklich gemacht.
Erst als ich aufgehört habe,
dazugehören zu wollen, fing ich an, mich selbst zu verstehen. ADHS macht mein
Leben vielleicht manchmal komplizierter – aber es macht es auch intensiver,
bunter, wilder. Genau wie ein Festival. Kein klarer Ablauf, kein ruhiger
Fahrplan, aber jede Menge Gefühl, Freiheit, Energie.
Greenfield – mein Symbol für
Anderssein
Das Greenfield Festival war für mich
immer ein Ort, an dem „anders“ nicht nur akzeptiert, sondern gefeiert wird.
Dort trägt niemand Maske (ausser vielleicht im Moshpit), niemand fragt, ob du
„funktionierst“. Du bist da, du fühlst, du schreist, du lebst. Und niemand
erwartet, dass du dich zusammenreisst.
Dieses Festival steht für vieles, was
mir wichtig ist: Freiheit, Echtheit, Unangepasstheit. Vielleicht mag das nach
aussen nach Rebellion aussehen – aber für mich ist es einfach: Zugehörigkeit
auf meine Art.
ADHS bedeutet nicht, dass ich gegen
alles bin. Es bedeutet nur, dass ich oft auf Umwegen durchs Leben gehe – und
dass ich den geraden Weg meistens gar nicht sehe. Oder gar nicht will. Denn der
ist meistens ziemlich langweilig.
Fazit: Ich bin nicht normal – und das
ist gut so
Ich habe mich lange gefragt, warum ich
immer „anders“ sein wollte. Heute weiss ich: Weil mein Inneres gar keine andere
Wahl hatte. Weil mein ADHS mich nicht in Schubladen denken lässt. Weil ich
nicht stillsitzen kann, wenn es etwas zu entdecken gibt. Und weil ich gelernt
habe, dass „nicht normal“ nicht gleich „nicht okay“ ist.
Wenn du also dieses Wochenende auf dem
Greenfield bist – geniesse es. Feiere dein Chaos, deine Andersartigkeit, dein
lautes Herz. Und denk daran: Normal ist wirklich verdammt langweilig.
Rock on. 🤘


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