Kopfchaos

ADHS im Alltag – mit Hirn, Herz und Hoppalas


Wenn aus einer Mücke ein Elefant wird – ADHS und plötzliche Wutwellen

Frust und ADHS

Kennt ihr das?
Man sucht etwas und findet es nicht.
Man verpasst den Zug, weil man die Zeit aus den Augen verloren hat.
Für viele sind das kleine Ärgernisse. Für mich kann es sich anfühlen wie eine Katastrophe.

Mein Herz rast, ich bin innerlich aufgewühlt, als ob die Welt kurz vor dem Untergang steht. Ich könnte Türen knallen, gegen Wände schlagen oder einfach nur laut schreien.

Früher habe ich genau das getan.

Heute beherrsche ich mich zu 80 %. Nach aussen bleibe ich oft ruhig.
Aber innerlich tobt es trotzdem. Und wenn ich dann zu Hause bin, brechen die Gefühle manchmal heraus: Ich fluche, wirble herum – und nicht selten endet alles in Tränen.


Warum das bei ADHS so heftig ist

Diese Reaktionen sind kein „schlechter Charakter“. Sie haben mit dem ADHS-Gehirn zu tun.

  • Emotionsregulation: Menschen mit ADHS spüren Gefühle schneller, intensiver und unmittelbarer.
  • Frustrationstoleranz: Wenn etwas nicht so läuft wie geplant, springt das Alarmsystem sofort an.
  • Impulsivität: Die Emotion will raus – jetzt, sofort, ohne Filter.

Für Aussenstehende wirkt es manchmal, als ginge es um nichts. Für uns fühlt es sich aber echt bedrohlich an.


Nicht gegen andere, sondern gegen mich selbst

Wichtig ist: Meine Wut richtet sich selten gegen andere.
Ich bin wütend, weil etwas nicht klappt.
Weil ich mich ärgere, dass ich etwas vergessen, verlegt oder verbummelt habe.
Eigentlich bin ich wütend auf mich selbst – und manchmal auch traurig darüber.

Mein Mann kennt mich gut genug, um zu wissen, dass es nicht gegen ihn geht.
Trotzdem tut es mir jedes Mal leid, wenn er ungewollt Zeuge dieser Gewitter wird.


Was mir hilft, nicht mehr alles umzuwerfen

Über die Jahre habe ich Strategien entwickelt, die helfen, wenn der innere Vulkan hochgeht:

🌬️ Stoppen & atmen
Drei tiefe Atemzüge – klingt simpel, wirkt aber wie ein kleiner Feuerlöscher.

🚶‍♀️ Kurze Auszeit
Raum wechseln, kurz auf den Balkon, mit den Hunden raus. Abstand senkt den Adrenalinspiegel.

💧 Gefühle rauslassen – ohne zu verletzen
Fluchen, in ein Kissen schreien, wild mit den Armen schütteln. Hauptsache, die Energie bekommt ein Ventil.

📓 Gedanken aufschreiben
Wenn ich den Ärger zu Papier bringe, verliere ich weniger Worte gegenüber Menschen, die nichts dafür können.

🧩 Kleine Puffer einbauen
Mehr Zeit einplanen, Schlüssel und wichtige Dinge immer an denselben Platz legen. Perfekt klappt es nicht, aber jede Minute Polster verhindert Stress.

💛 Selbstmitgefühl
Mich daran erinnern: Ich bin nicht falsch. Mein Gehirn reagiert einfach anders – und ich darf üben, ohne mich zu verurteilen.


Mein Fazit

Aus einer Mücke wird bei mir schnell ein Elefant.
Aber ich habe gelernt, dass ich diesen Elefanten nicht in jedes Zimmer mitnehmen muss.

Ich darf laut denken – ohne laut zu werden.
Ich darf fühlen – ohne jemanden zu verletzen.
Und ich darf mir verzeihen, wenn die Tränen trotzdem kommen.

Denn Wut ist nicht das Problem.
Das Problem ist, wenn wir glauben, wir müssten sie perfekt beherrschen.

💛



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