Kopfchaos

ADHS im Alltag – mit Hirn, Herz und Hoppalas


Wenn der Körper krank ist – und das schlechte Gewissen gesund

Krank und schlechtes Gewissen

Neulich hat mein Körper die Reissleine gezogen. Einfach so. Ich war müde, mein Kopf hat gebrummt, mein Ohr war zu – und zwar nicht im Sinne von „Ich will das nicht hören“, sondern ganz real und unangenehm verstopft.

Ich war krank. Und ich wusste es. Und trotzdem war da dieses Gefühl:
„Ich sollte eigentlich…“
Ich sollte arbeiten. Ich sollte die Wohnung putzen. Ich sollte wenigstens etwas tun. Ich sollte nicht so sein.

Willkommen im Schuldgefühls-Karussell. Besonders beliebt bei Menschen mit ADHS.


Stillstand aushalten? Lieber nicht.

ADHS und krank sein – das ist so eine Sache. Unser Kopf ist ohnehin selten im Ruhemodus, und wenn der Körper dann auch noch ausfällt, wird’s ungemütlich:
Das Gedankenkarussell dreht sich, die To-do-Liste wächst, und das schlechte Gewissen veranstaltet eine wilde Party im Hintergrund.
Dass ich krank war, hat mich fast weniger belastet als die Tatsache, dass ich nicht produktiv sein konnte.


Googeln macht’s nicht besser (aber man tut’s trotzdem)

Kopfschmerzen und ein verstopftes Ohr? Na klar, ich habe gegoogelt.
Hörsturz? Borelliose? Was, wenn es etwas ganz Schlimmes ist?
(War es nicht. Es war „nur“ eine Infektion. Aber mein ADHS-Gehirn hatte da andere Pläne.)

Die Kombi aus Angst, innerer Unruhe und Schuldgefühlen ist toxisch. Und so sehr ich auch wusste, dass ich mir einfach Zeit geben muss –
mein Kopf war anderer Meinung:
„Reiss dich zusammen!“
„So krank bist du doch gar nicht!“
„Du liegst hier rum, während alles um dich herum liegen bleibt…“


Und dann kam die Einsicht (nach Tag 3)

Ich bin keine Maschine.
Ich bin ein Mensch mit einem besonders kreativen, sensiblen, feinsinnigen Nervensystem. Und wenn dieses System überlastet ist – sei es durch Stress, Krankheit oder Reize – dann darf es sich zurückziehen.

Es ist nicht Schwäche. Es ist ein Signal.
Und ich übe, es zu hören – bevor mein Körper auf „Ohr zu!“ stellt.


Ein paar Dinge, die ich mir (und dir) in solchen Momenten sage:

  • Es ist okay, nichts zu tun.
    Mein Wert hängt nicht an meiner Produktivität.
  • Krank sein ist keine Ausrede.
    Es ist ein legitimer Grund zur Pause.
  • Mein Zuhause kann warten.
    Mein Körper nicht.
  • Nicht jede Müdigkeit ist Faulheit.
    Und nicht jede Pause muss verdient werden.

Vielleicht brauchst du das heute auch:
Einen Moment der Erlaubnis.
Ein kurzes Innehalten.
Eine Erinnerung daran, dass du nicht „funktionieren“ musst, um wertvoll zu sein.

In Liebe an alle, die sich schuldig fühlen, weil sie sich ausruhen.
Du darfst. Wirklich.



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