Kopfchaos

ADHS im Alltag – mit Hirn, Herz und Hoppalas


🌪️ „Voller Tatendrang – bis es losgeht."

 ADHS, Motivation und das große Warum-nur-nicht-jetzt?

Neulich.
Ich stehe auf, voller Energie. Heute wird ein produktiver Tag!
Ich habe einen Plan: Wohnung putzen, ein neues Projekt starten, vielleicht sogar etwas Sport (hust).
Ich bin motiviert. Nein – ich bin übermotiviert. Ich bin die Lady Gaga unter den Alltagsheldinnen.
Noch schnell einen Kaffee… und zack: Motivation weg.

Was ist passiert? Wo ist sie hin, diese Begeisterung von vor 10 Minuten?
Ich suche sie in der Küche.
Im Bad.
Unter dem Sofa – dort finde ich nur Staubmäuse und etliche Spielzeuge meiner Hunde.
Die Motivation aber? Verschwunden. 💨


🎈 ADHS und Motivation – das trügerische Hoch

Viele Menschen mit ADHS kennen das:
Eine Idee, ein Gedanke, ein Impuls – und bumm, das Feuerwerk im Kopf geht los.
Wir sind begeistert, inspiriert, euphorisch.
In dem Moment scheint alles möglich.
Nur leider hat diese Euphorie oft eine sehr kurze Halbwertszeit.

Das nennt sich übrigens nicht „Faulheit“ (auch wenn wir uns das selbst manchmal einreden).
Das nennt sich interessenbasierte Motivation, und sie ist bei ADHS ganz anders getaktet als bei neurotypischen Menschen.

Unser Gehirn sucht ständig nach Dopamin – also nach Dingen, die spannend, neu, interessant oder belohnend sind. Sobald etwas nicht mehr aufregend genug ist, schaltet unser innerer Antrieb einfach auf Standby.
Nicht, weil wir nicht wollen – sondern weil es neurologisch echt schwierig ist, dieses Wollen auch durchzuhalten.


🧪 Wissenschaftlich betrachtet…

… haben Studien gezeigt, dass Menschen mit ADHS oft Schwierigkeiten haben mit sogenannter Belohnungsaufschub-Toleranz.
Heisst: Wenn der Nutzen oder das Ergebnis einer Handlung nicht sofort spürbar ist, fällt es unserem Gehirn schwer, die Motivation aufrechtzuerhalten.

Außerdem:

  • Neue Reize = viel Dopamin = juhu!
  • Wiederholungen, Routinen = wenig Dopamin = gähn.

Deshalb starten wir 100 neue Projekte – und beenden… naja, vielleicht eins davon.
Oder keins. 😅


🤷‍♀️ Und jetzt? Heisst das, wir kriegen nie was fertig?

Nein! Aber es heisst, dass wir anders mit Motivation umgehen müssen. Hier ein paar Dinge, die mir persönlich helfen (an guten Tagen zumindest):

✅ 1. Mini-Schritte statt Mammutpläne

„Ich putze die ganze Wohnung“ ist zu gross.
„Ich räume den Küchentisch ab“ ist machbar.
Der Trick: Kleiner denken. Mini-Dopaminhits sammeln.

✅ 2. Neue Reize einbauen

Musik aufdrehen, Timer stellen, vorher-danach-Fotos machen – alles, was die Handlung ein bisschen aufregender macht, hilft.

✅ 3. Abwechslung akzeptieren

Heute interessiert dich Stricken, morgen willst du Töpfern, übermorgen Spanisch lernen?
Cool! Vielleicht ist nicht Durchhalten deine Superkraft – sondern Neugierde.

✅ 4. Verständnis statt Selbstkritik

„Ich hab’s schon wieder nicht geschafft“ bringt gar nichts.
„Ich war neugierig, ich hab’s probiert – das zählt“ bringt mehr.


💬 Fazit:

Mit ADHS motiviert zu bleiben, ist wie einen Luftballon festhalten, der unbedingt davonfliegen will.
Aber vielleicht geht es gar nicht darum, den Ballon immer festzuhalten.
Vielleicht geht es darum, zu wissen: Er kommt zurück. Oder ein anderer fliegt vorbei.
Und wir – wir sind die mit dem Mut, immer wieder neu zu starten.
Auch wenn’s nur bis zur Hälfte geht.

Und das ist verdammt viel wert. 💛



Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

„Magst du keinen Beitrag verpassen?“

„Trage dich hier ein und erhalte meine neuen Blogartikel direkt per E-Mail – ehrlich, humorvoll und mitten aus dem ADHS-Alltag.“

Wir senden keinen Spam! Erfahre mehr in unserer Datenschutzerklärung